Der Sonntagabend des 20. Juli 2025 ist in vielerlei Hinsicht ein geschichtsträchtiger. Erstmals wurde eine weibliche U19 des Deutschen Handballbundes Europameister. Mit einem 34:27 und einer grandiosen 2. Halbzeit (21:10) schlugen die deutschen Juniorinnen im montenegrinischen Podgorica Weltmeister Spanien. Mit dabei war auch BSV-Talent Aida Mittag, die ab der kommenden Woche zum Bundesligakader des Buxtehuder SV stoßen wird. Die 19-Jährige spricht im Interview über das Erlebnis EM, die Tage danach und den Fokus auf ihre erste Bundesliga-Saison.
Moin Aida. Herzlichen Glückwunsch und willkommen zurück. Hast du schon realisiert, was da passiert ist in den vergangenen Wochen?
Aida Mittag: Dankeschön. Noch nicht wirklich. Das war eine lange Reise jetzt mit der Mannschaft, in der wir über vier Wochen zusammen waren. Mit dem Sieg beim Vier-Nationen-Turnier fing alles an und jetzt diesen Moment bei der EM erleben zu dürfen, ist was ganz besonderes für uns alle. Ein unglaubliches Erlebnis. Die Anstrengung war schon sehr zu spüren zwischenzeitlich, der Titel entschädigt dann am Ende für alles und lässt die Schmerzen vergessen.
Du hattest in der Vorrunde gar keine Einsatzzeit und fandest dann in der Hauptrunde auf Anhieb gut ins Turnier. Warum?
Aida Mittag: Ich konnte im Vorfeld des Turnieres nicht alle Lehrgänge mitmachen und verpasste deshalb Trainingszeit mit der Mannschaft. Dazu war meine Position insgesamt dreifach besetzt und das in Kombination machte es dann schwierig. Als ich die ersten Minuten auf dem Feld stand, hatte ich aber gleich ein gutes Gefühl und habe genau auf die Chance gewartet, um dann da zu sein. Wir reden hier von der besten U19-Mannschaft Europas, da ist Spielzeit natürlich nicht selbstverständlich.
Wie seid ihr als Mannschaft an die EM herangegangen? Ihr habt im Vorfeld das Vier-Nationen-Turnier für euch entschieden und startet mit einem Unentschieden gegen den Weltmeister und Finalgegner Spanien in die EM.
Aida Mittag: Als Team haben wir uns schrittweise Ziele gesetzt. Der Fokus lag für uns klar darauf, mindestens eine Medaille aus Montenegro mitzubringen. Unser Gedanke war da einfach Schritt für Schritt und mit jedem Spiel mehr hat sich das Gefühl verfestigt, dass wir eine große Chance haben, Geschichte zu schreiben. Als dann der Moment kam und wir den Titel in den Händen hielten, fühlte sich das auch ein stückweit wie eine Genugtuung für all die Arbeit an. Nicht nur einfach Europameister zu werden, sondern damit auch Geschichte für den deutschen Handball zu schreiben.
Was machte Euch als Team aus?
Aida Mittag: Wir hatten alle gemeinsam das gleiche Ziel und das Vertrauen ineinander stieg mit jeder Einheit. Auch in den Spielen haben wir das mit der Einstellung allen gezeigt und der Support im Team hat uns getragen. Es ist einfach was Besonderes, wenn einzelne Spielerinnen aus allen Ecken des Landes zusammenkommen und daraus eine Einheit mit einem gemeinsamen Ziel wird.
Deine Eltern waren nicht mit beim Turnier vor Ort und du hast sie lange nicht gesehen. Die Tage nach deiner Rückkehr hast du wie verbracht?
Aida Mittag: Ja, das stimmt. Ich habe meine Eltern und meine Geschwister ungefähr acht Wochen nicht gesehen und es war einfach ein wunderschönes Gefühl, wieder in meine Heimat nach Grömitz zu kommen und von allen empfangen zu werden. Zu erleben, wie sich alle für mich freuen, war schön. In Grömitz hat sich das auch rumgesprochen und ganz viele Menschen haben die Spiele verfolgt und mir gratuliert. Dennoch habe ich die Tage zwischen dem Ende der EM und dem Start in die Vorbereitung genutzt, um auch etwas abzuschalten und zu entspannen.
Jetzt steht für dich dein erstes Bundesligajahr an. Macht sich schon die Vorfreude bemerkbar oder läuft noch der Verarbeitungsprozess der Europameisterschaft?
Aida Mittag: Die Vorfreude ist schon da. Erstmals eine Bundesliga-Vorbereitung mitzumachen, die Mannschaft kennenzulernen. Das sind insgesamt sehr aufregende Tage für mich, in denen mir die kurze Pause in der Heimat Luft gibt, um mich dann mit Vollgas auf meine erste Bundesliga-Saison vorzubereiten und mit den Mädels erfolgreich zu sein.
Bildergalerie zu Aidas Zeit bei der Europameisterschaft (Fotos: Vuk Raicevic)